Der Mensch als Geschichtenerzähler

»Jeder Mensch erfindet sich früher oder später eine Geschichte, die er für sein Leben hält.«

Dieser Satz von Max Frisch beinhaltet zwei tiefe Wahrheiten. Zum einen: Der Mensch erfindet sich über das Erzählen seiner Geschichte. Zum anderen: Es ist meist EINE Geschichte, die er für wahr hält. Real wird das, was immer wieder erzählt wird.

Im Theater erfinden wir stetig neue Geschichten. Wir können Geschichten vielfach ändern oder umschreiben. Wir können ausprobieren, verwerfen, neu gestalten. Im Theater ist es also immer wieder möglich, die Geschichte von vorne anzufangen.

Im realen Leben können wir zwar nie zu etwas zurückkehren, wir können nicht „real“ wieder von vorn anfangen, Kleinkind oder Jugendliche sein. Aber wir können in unserer Geschichte neue Details entdecken und sie aus einer ungeahnten Perspektive anders erzählen. So kann möglicherweise der viel zitierte Satz von Erich Kästner wahr werden: „Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit“.