Theater & Leben

Um menschliches Verhalten zu beschreiben, hat sich der Bereich des Theaters von der Neuzeit bis heute als ein sehr nützlicher Metaphernpool erwiesen. Warum ist das so?

Zu Zeiten, als das Theaterspiel und das rituelle Spiel entstanden sind, waren Theater und Leben eng miteinander verbunden. Theater war fest integriert in das gesellschaftliche Leben. Es hatte eine überlebenswichtige Funktion für die Gemeinschaften: theatrales Spiel wurde im Rahmen von religiösen und spirituellen Kontexten eingesetzt. In der griechischen Antike beispielsweise, waren die Aufführungen der Tragödien Teil des dionysischen Kultes. Und in vielen anderen ursprünglichen Gesellschaften ist auch heute noch das rituelle Spiel ein fester Bestandteil des Lebens. Im rituellen Spiel vergewissern sich die Gemeinschaften ihrer selbst.

Leben und Theater waren also nicht getrennt voneinander – sondern ganz im Gegenteil: untrennbar miteinander verbunden. Die Theateraufführung war im Hier und Jetzt konzentriertes Leben. Die heutige Kunstform Theater ist demnach dem realen Lebenstheater abgeschaut– und nicht umgekehrt.

„Theater ist also eine Sache von allen. Denn: Jenes (Kunst-)Theater ist nichts als ein Sonderfall dieses (Lebens-)Theaters.“ (Hilarion Petzold)